internationalistischer, konturenloser Typ ist nicht das Ziel unserer
Pädagogik», sagt Schulleiter Andrew Stuart.
«Die deutschen Schüler», sagt Jürgen Mucke, ein Lehrer aus
Deutschland, «müssen hier weit mehr leisten als in der reformierten
Oberschule zu Hause», sie seien «überdurchschnittlich intelligent» und
«deutlich besser in ihrer Fertigkeiten und Fähigkeiten» als der
Durchschnitt in Deutschland. Und Marion findet: «Die Schüler hier haben
mehr drauf und die Lehrer sind hochmotiviert; der Unterricht ist
intensiv und Labern gilt nicht».
1) Versuchen Sie, die Textsorte zu benennen: Handelt es sich um einen
Bericht, einen Essay, eine Nachricht oder eine Reportage?
2) Worin bestand die Idee der Menschenerziechung von Kurt Hahn?
3) Schreiben Sie eine kurze Annotation zu diesem Text.
85 Òåêñò
Wer will in ein solches Internat – womöglich Tausende von
Kilometern von zu Hause entfernt? Und wer wird genommen, wer wählt aus?
Das College ist keine Oberschule, sondern eine Art Oberstufenkolleg.
Deshalb müssen Bewerber aus (...) Deutschland, zum Beispiel, mindestens
das zehnte Schuljahr abgeschlossen haben. Englisch ist
Unterrichtssprache, deren Beherrschung ein Vorteil, aber nicht
Vorbedingung ist. Die deutschen Schüler behaupten, dass Englisch kein
Problem sei, «das hat man in drei Monaten drauf».
Die Auswahl der Bewerber liegt bei den nationalen Komitees. Jedes
Jahr im Februar wählt in Deutschland ein Gremium von zehn Leuten -
allesamt Absolventen eines United World College – je dreizehn (deutsche)
Jungen und Mädchen aus, von denen dann siebzehn ans Atlantic College
gehen, neun an eines der anderen United World Colleges. Die Kriterien
sind Begabung und Persönlichkeit. Gefragt sei nicht der jetsetter, sagt
Roger Fletcher, der Studienleiter, «wir versuchen, Schüler zu kriegen,
die uns brauchen». Und: «Die Motiviertesten kommen aus ganz normalen
Schulen». Der ideale Student soll sich für den Rest der Welt
interessieren – und für seine Mitmenschen. «Es sollen junge Leute sein»,
sagt Fletcher, «who come, give and gain» – die kommen, geben und etwas
mitnehmen.
1) Versuchen Sie, die Textsorte zu benennen: Handelt es sich um einen
Bericht, einen Essay, eine Nachricht oder eine Reportage?
2) Nach welchen Kriterien werden die Bewerber gewählt?
3) Ergänzen Sie die Tabelle.
Substantiv Adjektiv übersetzung
Rücksicht rücksichtsvoll ______________
Tüchtigkeit ______________ ______________
Solidarität ______________ ______________
Bescheidenheit ______________ ______________
Freiheit ______________ ______________
86 Òåêñò
Jeweils im September kommen die Neulinge. Nach kurzer Einführung
werden sie in die Wildnis gekarrt. In den Brecon Beacons, wo sonst
Soldaten in Überlebenstraining gedrillt werden, sollen die
Neuankömmlinge ein Drei-tage-Camp überstehen. Die Studenten des zweiten
Jahres, die «alten Hasen», zeigen den Jüngeren, wo es langgeht, nach dem
Atlantic College-Prinzip, dass Schüler von Schülern lernen. Am Anfang
steht die Seilschaftsübung: zwei Reihen von Schülern versuchen, um die
Wette eine Schnur durch ihre Kleidung zu fädeln, um so jeden mit jedem
zu verbinden; dann rennen sie zusammen los. Das klingt nach albernen
Spielen, doch so wird menschliche Nähe vermittelt, Verlässlichkeit,
Zugehörigkeitsgefühl. Gemeinsam erwandern sie dann zwei Tage lang die
Bercon Beacons.
1) Welches Thema wird in diesem Text behandelt?
2) Versuchen Sie, eine mögliche überschrift für diesen Text zu finden.
3) Schreiben Sie eine kurze Annotation zu diesem Text.
87 Òåêñò
Lester B. Pearson, der frühere kanadische Außenminister und
Friedensnobelpreisträger (...), fragte einst: «Wie kann es Frieden
geben, ohne dass die Menschen einander verstehen, und wie können sie
sich verstehen?» Atlantic College und die Schwesterschulen wollen
Verständnis durch Kennenlernen wecken. Jedes Gespräch, jede
Unterrichtsstunde, jede Mahlzeit bietet die Chance, Vorurteile zu
revidieren. Ein Araber und ein Israeli treffen hier anders aufeinander
als in ihren Heimatländern; sie müssen sich der Begegnung stellen. Ein
Mädchen aus Nigeria und ein Mädchen aus Bayern leben zwei Jahre Bett an
Bett und müssen schon der Selbsterhaltung wegen versuchen, einander zu
verstehen. «Ich wollte das Mädchen kennen lernen und das hieß: Arbeit
reinstecken», erinnert sich Marion an die Mühen der ersten Zeit. «Auf
dem Zimmer haben wir uns eine Zeit lang jeden Abend Märchen erzählt,
deutsche, irische, polnische, nigerianische Märchen. Da gab es viele
Ähnlichkeiten. Das brachte uns näher.» Doch für Marion ist das
Wichtigste, nicht nur den Fremden, sondern auch sich selbst kennen zu
lernen: «Was ist an mir deutsch, allgemein menschlich und was Marion?»
1) Formulieren Sie die Hauptidee des Textes.
2) Beantworten Sie die Frage: Wodurch lernen die Mitschüler einander
kennen. Machen Sie es in Form einer Liste.
3) Ergänzen Sie die Tabelle.
Substantiv Adjektiv übersetzung
Hilfsbereitschaft hilfsbereit ______________
Tüchtigkeit ______________ ______________
Zurückhaltung ______________ ______________
Höflichkeit ______________ ______________
Solidarität ______________ ______________
88 Òåêñò
In der Diskussion über Alternativen zur modernen Landwirtschaft
wird das Welthungerproblem als ein Hauptargument gegen den ökologischen
Landbau angeführt: Nur mit moderner Landwirtschaft und mit ihren
naturwissenschaftlichen Hilfsmitteln und Instrumenten... hat die
entwickelte Gesellschaft eine Zukunft! Und die vielen Entwicklungsländer
haben nur so die Chance, irgendwann auch einmal einen bescheidenen Platz
an der Sonne zu bekommen. (Zitat der BASF)
Im folgenden wollen wir versuchen, die Hintergründe des Hungers in
vielen Teilen der Welt zu durchleuchten und die Frage zu klären, was die
chemieintensive Landwirtschaft zur Ernährung der Menschen in den
Entwicklungsländern beiträgt und ob der technische Fortschritt mit
seinem weltweiten Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden geeignet ist,
den Hunger zu besiegen.
1) Versuchen Sie, eine mögliche überschrift für diesen Text zu
formulieren.
2) Was erwarten Sie von diesem Text?
3) Welche Möglichkeiten nationaler Selbstversorgung wird die Autorin
aufzeigen und welche Mittel zur Bekämpfung des Hungers empfehlen?
89 Òåêñò
Fast eine halbe Milliarde Menschen in den Entwicklungsländern
leiden Hunger. Täglich sterben 10 000 bis 15 000 Menschen an den Folgen
von Unterernährung. Millionen Kinder sind blind durch Vitamin A-Mangel
oder geistig behindert durch proteinarme Nahrung oder leiden an anderen
Mangelerscheinungen.
Täglich werden auf der Erde etwa 2 Pfund Getreide pro Mann, Frau und
Kind produziert. Diese Menge könnte jedem Menschen, ohne die Produktion
gewaltiger Mengen Fleisch, Fisch, Gemüse und Obst dazuzurechnen, täglich
3000 Kilokalorien zuführen.
Schon hier wird deutlich, daß das Hungerproblem nicht primär an der
Erzeugung einer ausreichenden Menge an Nahrungsmitteln scheitert,
sondern daran, daß die erzeugten Nahrungsmittel ungleich verteilt
werden. Mais, Gerste und Hafer (Proteingehalt im Durchschnitt 8 bis 14%)
und Sojabohnen (durchschnittlicher Proteingehalt 55 bis 40%) werden
allein in den Vereinigten Staaten zu 90% an Nutztiere verfüttert. Die
Menge des verfütterten Getreideproteins entspricht dabei fast dem
Proteinmangel auf der ganzen Welt. (Dabei ist das durchschnittliche
Umwandlungsverhältnis ca. 7:1, also 7 Pfund Getreide/Sojabohnen ergeben
l Pfund Fleisch.)
1) Will der Autor dieses Textes raten, informieren, eine Meinung äußern
oder mehreres zugleich?
2) Schreiben Sie die Beispiele für die Folgen des Hungers in
Entwicklungsländern aus.
3) Schreiben Sie eine kurze Annotation zu diesem Text.
90 Òåêñò
Die Perversion der Welternährungslage wird noch deutlicher, wenn wir
die Speisekarte unserer Milchkühe, Masttiere, Legehennen und veredelten
Landschweine betrachten: Soja aus Brasilien, Maniok aus Südost-Asien,
Erdnüsse aus dem Sahel-Gebiet und vieles mehr. Diese Exporte werden
gekrönt von direkten Fleischexporten aus Hungerländern in die
Vereinigten Staaten und Europa. (...) Aus verschiedenen
südamerikanischen Fischfanggebieten führten General Foods und Quaker
Oats Fischmehl in die USA aus. Anstatt mit den Fischen als hochwertigem
eiweißhaltigem Nahrungsmittel die südamerikanische Bevölkerung zu
ernähren, gelangen sie als Tierfutter in Hühner-, Katzen- und
Hundemägen.
1) Welches Thema wird in diesem Text behandelt?
2) Schreiben Sie die Beispiele für die ungleiche Verteilung von
Nahrungsmitteln aus.
3) Welche Funktion hat der Text?
91 Òåêñò
Im sogenannten Einigungsvertrag ist festgelegt, daß die Hauptstadt
Deutschlands Berlin sein soll. Um die Frage, welche Stadt Regierungssitz
des wiedervereinigten Deutschland werden soll, hat es große Diskussionen
gegeben, bis sich im Juni 1991 eine knappe mehrheit des Bundestages für
Berlin ausgesprochen hat.
Viele Argumente pro Bonn oder pro Berlin sind nur zu verstehen,
wenn man die besondere historische Entwicklung Deutschlands
berücksichtigt. Die im folgenden abgedruckten Ausführungen von Gerhard
Fuchs geben Ihnen einen Überblick über die Hauptstadtproblematik
Deutschlands im 19. Und 20. Jahrhundert.
1) Da haben Sie die Einführung zu einem großen Text. Formulieren Sie das
Hauptthema dieses Textes.
2) Was erwarten Sie von diesem Text?
3) Versuchen Sie, die Textsorte zu benennen: Handelt es sich um einen
Bericht, einen Essay, eine Nachricht oder eine Reportage?
92 Òåêñò
In der deutschen Geschichte bestimmten der Wechsel und die
Konkurrenz teilstaatlicher Macht das Geschehen und brachten eine
Vielzahl von Städten in die Auseinandersetzung um den Vorrang. Die
meisten von ihnen haben dadurch an Bedeutung gewonnen, ohne sich jedoch
endgültig durchsetzen zu können. Erst seit der Gründung des Deutschen
Reiches unter Bismarck, 1871, wurde Berlin durch die veränderten
Territorialverhältnisse so privilegiert, daß es sich rasch zur Metropole
und zu einem überragenden Zentrum entwickeln konnte. Seine
Hauptstadtbedeutung war allerdings von kurzer Dauer. Nach dem Zweiten
Weltkrieg konnte es seine Aufgabe für die Bundesrepublik wegen der
Teilung Deutschlands, wegen des Viermächtestatus sowie wegen seiner
isolierten Lage für das Land nicht mehr erfüllen.
1) Wie heißt das im Text?
à) Größe der Länder und deren Herrschaftsverhältnisse
â) rechtliche Stellung von Berlin, das 1945 von Alliierten Truppen
besetzt und, in vier Sektoren geteilt, gemeinsam verwaltet wurde.
2) Finden Sie die falsche Aussage und korrigieren Sie sie.
à) Erst nach 1871 wurde Berlin zu einem überragenden Zentrum.
â) Auch nach dem Zweiten Weltkrieg erfüllte Berlin erfolgreich
seine Funktionen als Hauptstadt der Bundesrepublik.
ñ) Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Berlin das Viermächtestatus.
3) Schreiben Sie eine empfehlende Annotation zu diesem Text.
93 Òåêñò
Das Zentrenmuster für eine ergänzende Aufgabenteilung unter den
Teilhauptstädten war also historisch angelegt. Entscheidend für die
Situation in der Nachkriegszeit war dann das schlagartige Fehlen des
seither absolut höchstrangigen Zentrums Berlin, was bedeutete, daß alle
seither nachrangigen Zentren eine funktionale Aufwertung erfuhren. So
zeigt sich eine langfristige Tendenz zur Konzentration von Standorten
überregionaler Institutionen, Wirtschaftsorganisationen und Verbänden
auf vier «Teilhauptstädten», verbunden mit unterschiedlichen
Bedeutungsschwerpunkten. Eine Mischung aus politischem Zentrum,
Repräsentanz in- und ausländischer Wirtschaftsverbände und Firmen,
Versicherungszentralen und Messen kennzeichnet die «Hauptstadtregion»
Bonn-Köln-Düsseldorf. Frankfurt/M. entwickelte sich zum
Organisationszentrum für Wirtschaft und Finanzwesen sowie zur
europäischen Verkehrsdrehscheibe. Hamburgs Schwerpunkte sind (Außen-)
Handel, Verkehr und Pressewesen, und München schließlich hat bundesweite
Bedeutung in den Bereichen Kultur, Hochschulwesen und
Forschungseinrichtungen erlangt.
1) Versuchen Sie, eine mögliche überschrift für diesen Text zu
formulieren.
2) Entnehmen Sie dem Text, was unter dem Begriff "Teilhauptstadt" zu
verstehen ist.
3) Schreiben Sie eine empfehlende Annotation zu diesem Text.
94 Òåêñò
Bonn mußte sich bis in jüngste Zeit unter der «Hypothek» des
Provisoriums entwickeln, sein Aufstieg als politisches Zentrum ist
dennoch einer der wichtigsten Aspekte städtischer Bedeutungsentwicklung
in der Nachkriegszeit. Allerdings kann Bonn die vielfältigen
hauptstädtischen Aufgaben bis heute nur in Verbindung mit den
benachbarten Zentren Köln und Düsseldorf erfüllen.
Daneben entwickelten sich «Regionalhauptstädte», deren Aussrahlung
sich auf das jeweilige Bundesland oder auf wichtigste
Wirtschaftsregionen beschränkt: allen voran Stuttgart und Hannover, dazu
dann Nürnberg, Mannheim, Essen und Bremen.
Die weitgehende Funktionsstreuung auf eine größere Zahl von Städten,
über das gesamte Bundesgebiet verteilt, hat nun zwar keine neue
Metropole entstehen lassen, wohl aber eine mögliche Tendenz zur
Provinzialisierung der Gesellschaft außerhalb der zentralen Hauptstadt
weitgehend vermeiden helfen. Sie hat der Bundesrepublik im Vergleich zu
anderen Ländern sogar zu einer der stabilsten inneren räumlichen
Strukturen überhaupt verholfen.
1) Welches Thema wird im Text behandelt?
2) Wie heißt das im Text?
à) belastender, negativer Umstand
â) der Wirkungsbereich / die Wirkung
ñ) die Verteilung der Aufgaben (Funktionen).
3) Schreiben Sie eine empfehlende Annotation zu diesem Text.
95 Òåêñò
Mitten in die Ereignisse fiel am 9. November 1989 die Ost-Berliner
Pressekonferenz des Politbüro-Mitglieds Günther Schabowski. Sie fand am
Rande einer Plenarsitzung des SED-Zentralkomitees statt. Schabowski
sprach kurz vor 19.00 Uhr überraschend von einer Neuregelung: «Die
Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen
... beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt.» Auf
die Nachfrage «Wann tritt das in Kraft?» antwortete der Sprecher, seiner
Ñòðàíèöû: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22
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