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рефераты скачатьZusammenspiel der Realiatete als eines der Hauptprinzipien des Sujetaufbaus im Roman Stiller von Max Frisch

Sehr wichtig fuer das Verstehen Stillers Intention ist der Schluss der

Geschichte. Rip van Winkle bleibt bei Frisch ein "Fremdling in fremder

Welt" (Frisch 1992: 76), der an seiner Identitaet zweifelt. Auf die Frage,

wer er ist, antwortet er: "Gott weiss es, gestern noch meinte ich es zu

wissen, aber heute, da ich erwacht bin, wie soll ich es wissen?" (edg).

Fast die gleichen Worte gebraucht der Tagebuchschreiber, um seine Situation

zu beschreiben: "Weiss ich denn selbst, wer ich bin?" (Frisch 1992: 84)

Dies schreibt er, kurz nachdem er dem Verteitiger das Maerchen erzaehlt hat

um diesem "aus seinem nachgerade ergreifenden Missverstaendnis meiner Lage

[…] herauszuhelfen" (Frisch 1992: 70) Waehrend aber der heimkehrende White

wider seinen Willen sofort als Stiller identifiziert wird, bleibt van

Winkle selbst gegenueber seiner Tochter unbekannt. Rip van Winkle gelingt

es praktisch wider Willen, was Stiller mit allen seinen Kraeften vergeblich

anstrebt: er kehrt als Unbekannter, als Fremder in sein Dorf zurueck.

Der Tagebuchschreiber erfindet also die Geschichten, um einerseits das

Erwuenschte ans Licht zu bringen, um widerliche Wirklichkeit zu ersetzen

und andererseits um dem Bildnis, dass seine Umwelt von ihm hat, nicht

gerecht zu werden. Er ist auf der Suche nach seiner "Wirklichkeit, denn es

gibt keine Flucht, und was sie mir anbieten, ist Flucht, nicht Freiheit,

Flucht in eine Rolle." (Frisch 1992: 49)

Mit Traeumen verhalte es sich ebenso, in beiden Faellen spielen vor

allem verdraengte Wuensche eine Rolle. Das Erfinden von Geschichten und die

durch Traeume ersetzte Wirklichkeit geben dem Tagebuchschreiber eine

Moeglichkeit sich selbst zwischen dem Fiktiven und Realem zu finden.

2.3 Traeume

Der Roman "Stiller" ist, wie Frisch einmal selbst formuliert hat, "das

Tagebuch eines Gefangenen, der sich selbst entfliehen will" (Bienek 1969:

24) Aber mit Flucht ist nicht nur die Flucht in den Raum gemeint, sondern

eine Flucht vor sich selbst.

Diesen Gedanken wiederspiegeln zwei Traeume von Stiller, die im Rahmen

dieser Behauptung analysiert werden. Der erste ist der sogenannte "Traum

von Militaer". Diesen Traum verursacht eine Fahrt in ein Zeughaus, "um die

soldatische Ausruestung des Verschollenen zu besichtigen" (Frisch 1992:

152)

Im Traum werden vom Tagebuchschreiber die Ereignisse der vergangenen

Woche verarbeitet und so kommen sie dann zum Ausdruck: "Getraeumt: ich

trage den Waffenrock von Stiller, dazu Helm und Gewehr." (Frisch 1992:

174).

Es war tatsaechlich der Fall waehrend des Besuches, dass White

gezwungen war die Militaerausruestung des Verschollenen anzuziehen: "Ich

komme nicht zu Wort. Auch den Waffenrock ihres Verschollenen habe ich

anzuziehen" (Frisch 1992: 154)

"[…] ich sollte meine Unterschrift geben, um den Empfang eines

Gewehres und der neuen Marschschuhe zu bestaetigen." (Frisch 1992: 155)

Nach Freuds These: "Durch den Traum koennen wir manches wissen, was

wir uns weigern, wach zu wissen." (Freud 1945: 66) koennen wir behaupten,

dass jeder Traum seinen Sinn hat. Er sieht in dem Traum einen Vermittler

zwischen dem Unterbewusstsein und dem Bewusstsein. Der Mensch aeuЯert nach

Freud in jedem Traum seinen innersten geheimen Willen, er sieht den Traum

als "Hueter des Schlafes".

Uns auf den Freudschen Gedanken stuetzend, koennen wir behaupten, dass

das ausschlaggebende in diesem Traum, in dieser Wirklichkeitsbewaeltigung

die Tatsache ist, die Stiller spaeter in seinen Aufzeichnungen

protokolliert.

"Es ist komisch, nicht einmal im Traum fuehle ich mich als Mitrailleur

Stiller" (Frisch 1992: 174)

Dieser Satz zeugt davon, dass Stiller sogar in Traeumen den Gedanken

nicht aufgibt von der Wirklichkeit zu fliehen, ihm aufgezwungene Realitaet

loszuwerden und sich selbst ein Fremder zu sein.

Dieser Flucht von der Wirklichkeit und vor allem vor sich selbst

liegt das Gefuehl zugrunde, in allem ein Versager zu sein.

" Ich bin kein Mann. Jahrelang habe ich davon getraeumt: ich moechte

schiessen, aber es schiesst nicht- ich brauche dir nicht zu sagen, was das

heisst, es ist der typische Traum der Impotenz". (Frisch 1992: 269)

Der Traumdeutungstheorie von Sigmund Freud zufolge lassen sich Traeume

mit Hilfe ihrer Symbole verstehen. Die letzten sind mehrdeutig und koennen

verschiedene Bedeutungen haben.

Zum Beispiel Traeume, die eine Flucht beinhalten, haben im Gegensatz

zu den meisten anderen Traumbildern haeufig ein eindeutig negatives Bild,

denn auf der Flucht wird sich kaum jemand wohl fuehlen. Auf der anderen

Seite kann dieses Traumbild auch darauf hindeuten, dass man sein Leben zu

wenig selbst in die Hand nimmt, seine Kraefte unterschaetzt und nicht zu

kaempfen wagt. So unangenehm Fluchttraeume sind, so beinhalten sie doch

stets auch einen positiven Aspekt, da Flucht stets auch eine Loesung

darstellt.

Der Gegenpol zum Fluchtbild ist das Bild des Kampfes, das in Traeumen

in vielen Variationen auftaucht. So kann man davon traeumen, verbal mit

jemandem zu kaempfen, also zu streiten, man kann sich in

Handgreiflichkeiten verwickelt sehen, oder man kann von Krieg traeumen.

Diese Symbolik ist besonders fuer die Interpraetation des Traums von

Stiller wichtig. Normalerweise wird Kampf als ein Konflikt mit sich selbst

gedeutet; man hegt einander widersprechende Gefuehle oder Gedanken. Bei der

Deutung ist auch wichtig, ob der Kampf gewonnen oder verloren wird. Im

ersten Fall koennen durchaus positive Gefuehle geweckt werden, im zweiten

Fall- und das ist gerade der von Stiller- ist die Sache frustrierend und

kann zum Ausloeser fuer Fluchttraeume werden.

Stiller fuehlt sich als einer, der versagt hat, er will eine

Vergangenheit abschuetteln, die fuer ihn voll negativer Erinnerungen ist.

Sein Versagen empfindet er in dreifacher Hinsicht: als Kaempfer, als

Liebender, als Kuenstler. Als Kaempfer hat er in Spanien versagt, wo er als

Freiwilliger am Buergerkrieg teilgenommen hat. Dass er nicht auf die Feinde

geschossen hat, obwohl er den Befehl und die Moeglichkeit dazu hatte, kann

er sich selber nie verzeihen.

Hier werden zwei Realitaeten miteinander konfrontiert:einerseits ist

es die Wirklichkeit, die mit dem Spanienerlebnis verbunden ist:

"Ich hatte einen Auftrag, ich hatte mich sogar darum beworben, ich

hatte den Befehl, die Faehre zu bewachen, einen vollkommen klaren Befehl.

Was weiter! Es ging nicht um mich, es ging um tausend andere, um eine

Sache. Ich hatte zu schiessen. Wozu war ich in Spanien? Es war ein Verrat."

(Frisch 1992: 268)

Andererseits ist es die fiktive Realitaet, die der wiederkehrende

Traum vom Gewehr, das nicht losgeht, beinhaltet: "ich moechte schiessen,

aber es schiesst nicht." (Frisch 1992: 269)

Von diesem Erlebnis kommt er innerlich nicht los, es wird in einer

Gesellschaft erzaehlt, in der er seine spaetere Frau Julika kennen lernt,

und ebenso erzaehlt er es spaeter Sibylle, als sie ihn zum ersten Mal in

seinem Atelier besucht. Waehrend Julika gar nicht versteht, welche

Bedeutung dieses Erlebnis fuer ihn hat, macht ihn Sibylle darauf

aufmerksam, dass er etwas auf sich genommen habe, was seinem Wesen gar

nicht entsprach. "Wer verlangt von dir, dass du ein Kaempfer bist, ein

Krieger, einer, der schiessen kann?"

(Frisch 1992: 269), fragt sie ihn. Sie sieht, dass Stiller sich selbst

ueberfordert hat, dass er schon damals etwas anderes sein wollte, als er

eigentlich war. "Er leidet an der klassischen Minderwertigkeitsangst aus

uebertriebener Anforderung an sich selbst" (Frisch 1992: 252), so

beschreibt der Tagebuchschreiber im Rueckblick den verschollenen Stiller.

Die Niederlage in Spanien, als die Stiller dieses Erlebnis immer wieder

bezeichnet, ist einer der Hauptgruende fuer seine

Minderwertigkeitskomplexe. Natuerlich betreffen diese Komplexe auch den

erotischen Bereich, und den immer wiederkehrenden Traum vom Gewehr, das

nicht losgeht deutet Stiller selbst als "typische(n) Traum der Impotenz"

(Frisch 1992: 269). "Schiessen" ist in diesem Zusammenhang ambivalent-

woertlich Bereitschaft jemandem das Leben zu nehmen, metaphorisch

Bereitschaft jemandem das Leben zu geben. Das Gewehr ist demzufolge in der

Semantisierung durch Stiller woertlich Mordinstrument, metaphorisch

Sexualorgan. Stillers Angst bleibt rein psychologisch. Er will "nicht

geliebt werden"(Frisch 1992: 269) und hat "eigentlich Angst vor Frauen"

(Frisch 1992: 254), doch "immer war da ein Weib " (Frisch 1992: 311). Er

kompensiert die Angst und "erobert mehr, als er zu halten vermag" (Frisch

1992: 254).

Zwar ist Stiller nicht impotent, aber es gelingt ihm nicht, eine

dauerhafte Bindung zu einer Frau zu finden. Die Ehe mit seiner Frau Julika

wird fuer ihn zu einer Probe, an der er scheitert. Seine Schuldgefuehle

werden dadurch verstaerkt, dass Julika krank wird und in ein Sanatorium

nach Davos gehen muss. Zwar hat er inzwischen in Sibylle eine Frau

kennengelernt, deren heitere, offene Art ihm eine weniger problemgeladene

Beziehung und Bindung moeglich erscheinen laesst, jedoch ist sein

Verhaeltnis zu ihr wiederum durch seine Schuldgefuehle gegenueber Julika

belastet, und so wird sein Versagen als Liebender zum weiteren Anlass

seiner Flucht nach Amerika.

Der dritte Punkt, in dem er sich als Versager fuehlt, ist sein Beruf,

die Bildhauerei; ob zu Recht oder nicht, kann aus dem Text nicht eindeutig

erschlossen werden. Mr. White schreibt darueber: "Wie begabt er nun

eigentlich war, ihr verschollener Stiller, daruber gingen die Meinungen

offenbar von Anfang an auseinander, und es gab Leute, die ihn nie fuer

einen Kuenstler hielten" (Frisch 1992: 91). Sibylle dagegen ist beim

Blaettern in seinem Skizzenbuch "bestuerzt im Gefuehl, sich in einen

Meister verliebt zu haben" (Frisch 1992: 263) Stiller selbst jedenfalls

glaubt, in der Kunst versagt zu haben, und zerschlaegt ja auch,

heimgekehrt, bei einem Lokaltermin alle seine Werke. Allerdings darf man in

dieser Handlung nicht nur eine Auseinandersetzung mit seiner Kunst sehen,

er versucht vielmehr ein letztes Mal seine Vergangenheit zu zerschlagen, um

von ihr frei zu werden.

"Julika scheint erwartet zu haben, mein Gestaendnis liege bereits vor,

[…]." (Frisch 1992: 366)

"Noch immer mit der warmen Ruhe der Zuversicht versuche ich Julika zu

erklaeren, warum sie, so sie mich wirklich liebt, kein Gestaendnis von mir

braucht, dass ich ihr verschollener Gatte sei." (Frisch 1992: 367)

"[…], nach einigem Warten, […], erhebe ich mich, spuere ploetzlich

sehr schwere Beine, staube meinen Mantel ab, um Zeit fuer irgendeine

gluecklichere Wendung zu lassen, gehe endlich zur Tuere, […], die

geschlossen ist. Geschlossen." (Frisch 1992: 368)

""Da!"-lache ich vor Wut, die mich im Grunde doch nicht verlassen hat,

und reisse so ein Sacktuch ab, ratsch, und wie erwartet: lauter Staub, von

keinem Verteitiger zu halten, ein Gebroesel von trockenem Lehm, und das

naechste ebenso, Mumien, nichts als Mumien, das ist aber auch alles, was

von ihrem verschollenen Stiller sich haelt, der Rest ist Erde, wie der

Pfarrer sagt, ein paar graubraune Klumpen auf dem Boden, vor allem aber

eine Wolke von braunem Staub, wenn ich die Sacktuecher schuettle." (Frisch

1992: 370)

War das Gefuehl, in dreifacher Hinsicht versagt zu haben, der Grund

fuer Stillers Flucht nach Amerika, so lohnt es sich zu fragen, ob es ihm

dort gelungen ist, sich ein neues Leben und eine neue Identitaet mit sich

selbst aufzubauen. Dem naiven Waerter Knobel gegenueber, der seine

Erzaehlungen staunend und glaeubig anhoert, zeichnet er ein Gegenbild:

einen erfolgreichen Mann, der sich ohne Hemmungen nimmt, was er haben

moechte, und der Glueck bei den Frauen hat. So ermordet er den Haaroel-

Gangster Schmitz mit dem Dolch, weil "dem in einem ordentlichen Rechtsstaat

nicht beizukommen ist" (Frisch 1992: 25); rettet eine Mulattin aus dem

brennenden Saegewerk, erschiesst ihren Mann Joe: "Liebst du mich oder

liebst du ihn?[…] Und Schuss. Und kein Wort mehr von Joe" (Frisch 1992:

52).

Die Wirklichkeit seines Amerika-Aufenthaltes hat offenbar anders

ausgesehen. Wenn man auch nur wenig ueber Stillers Leben dort erfaehrt, so

wird doch deutlich, dass er seine Vergangenheit, insbesondere seine

Schuldgefuehle gegenueber seiner Frau, auch hier nicht abschuetteln kann.

Sinnbild dieser Bindung an die Vergangenheit ist die Geschichte von der

Katze, die leitmotivisch das Tagebuch durchzieht. Wenn wir die Gestalt von

"Little Grey" in die Analyse miteinbeziehen, koennen wir feststellen, dass

White in diesem Bild symbolisch fuer Stiller steht. Die Beziehung von White

zu seiner Katze zeigt Interpetationsmoeglichkeiten bezueglich derselben zu

den Beziehungen von Stiller und Julika. Es war in Oakland/ California, und

er durfte im Hause wohnen, wenn er dafuer die Katze fuetterte. Wenn sie ihn

stoerte, warf er sie hinaus. Doch sie fand wieder ins Haus: "Es wurde ein

Kampf um Ausdauer… weil sie um meine Huette jaulte und mich der ganzen

Nachberschaft verschrie… Ihr Blick drohte mit sterben…"(Frisch 1992: 62)

Es ist genauso wie bei Julika, durch deren Krankheit er sich an sie

gefesselt fuehlt. Auch das Gefuehl der eigenen Minderwertigkeit gegenueber

Julika uebertraegt er auf die Katze:"Sie lebte… wenn auch mit der Miene

einer Siegerin…" (Frisch 1992: 339)

Die Tatsache, dass Stiller die Katze einmal in dem Eisschrank

eingesperrt hat, koennte Julika's Frigiditaet symbolisieren, ueber die sich

Stiller im Nachwort bei Rolf beklagt.

Er wird die Katze, die er einmal als "Vorbote(n)" bezeichnet (61) und

die er innerlich mit seiner Frau in Beziehung setzt (Frisch 1992: 339),

ebenso wenig los wie seine Vergangenheit.

Den letzten verzweifelten Schritt, damit zu brechen, stellt der

Selbstmordversuch dar, den Stiller zwei Jahre vor seiner Rueckkehr in die

Schweiz unternimmt. Es ist der Versuch, "ein Leben, das nie eines gewesen

war" (Frisch 1992: 381), von sich zu werfen. Der Schmerz und der Schrecken,

die hinterher einsetzen, zeigen ihm, dass er lebt; er nennt dieses Erlebnis

seinen Engel. Nun will er so leben, "dass ein wirklicher Tod zustandekommt"

(Frisch 1992: 381), das heisst, dass er mit sich selbst identisch wird.

Stiller kann ueber dieses Erlebnis nur in Andeutungen berichten, es "ist

nicht verbalisierbar, dabei ist gerade darin seine tiefste Erkenntnis ueber

sich selbst begruendet" (Tildy 1967: 23). Das Gefuehl, von diesem Zeitpunkt

an ein neues Leben begonnen zu haben, "die bestimmte Empfindung, jetzt erst

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