Verslegende " Der arme Heinrich " des schwäbischen Ritters Hartmann von Aue
( um 1165-1210), b) der Roman " Tristan und Isolde " ) des Verfassers
Gottfried von Straßburg ( gestorben. um 1210 ); c) der Versroman "Parzifal
" des Ritters Wolfram von Eschenbach aus Nordbayern ( um 1170-1220 ).
Die ritterliche Lyrik ist auch im Süden reich vertreten. Außer den
Liebesliedern Hartmanns von Aue und Wolframs von Eschenbach sind noch die
Werke Rheinmarders Alten und Rheinmars von Hagenau zu nennen. Der größte
Lyriker jener Zeit aber war Walter von der Vogelweide ( um 1160-1227 ). In
seinen lyrischen Gedichten verherrlicht er die Schönheit der Natur, die
Liebe. ( daher der Minnessänger, die Liebe -
die Minne ). Die Spielmannsepen " König Rother " und "Herzog Ernst "setzen
die Traditionen der alten epischen Volksdichtung fort. Sie wurden von
fahrenden Spielleuten vorgetragen. Die ritterliche Dichtung, die im XII-
XIII Jh. aufblühte, starb bis zum XIV Jh. fast gänzlich aus. An ihre Stelle
tritt allmählich die städtische oder bürgerliche Literatur, die wachsende
Aktivität des werdenden Bürgertums verkündet. Die bürgerliche Literatur des
XIII Jh. ist durch folgende Gattungen vertreten : a) Schwänke., d.h.
komische Kurzgeschichten, z.B. " Pfaffe Amis " des fahrenden Dichters
Stricker - eine Sammlung von Schwänken über den lustigen Pfaffen Amis; b)
didaktische Dichtung - gereimte Sprüche mit belehrendem Inhalt, z.B. das
Lehrgedicht
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des fahrenden Dichters Freidank " Bescheidenheit "; c) Versnovellen, z.B.
die Verserzähliung " Meier Helmbrecht "des österreichischen Dichters
Wernere der Gärtner ( um 1275 ).
3. Die mitteldeutschen Territorialdialekte.
Im XII und XIII Jh. hat sich der deutsche Sprachraum infolge der
Expansion nach Osten und der Eroberung slawischer und baltischer Gebiete
stark erweitert.
Die westslawischen Gebiete zwischen Oder, Havel, Spree, Elbe, Saale und
dem Erzgebirge wurden erobert und kolonisiert, d.h. in diesen Gebieten
wurden Marken und Herzogtümer gegründet, z. B. die Mark Lausitz, die Mark
Meißen ( späteres Obersachsen ) - noch im X Jh., im XII Jh. : die
Markgrafschaft Brandenburg ( 1150 ), das Herzogtum Mecklenburg ( 1170 ),
das Herzogtum Pommern ( 1180 ). Viele slawische Ortsnamen wurden
eingedeutscht : z. B. Brandenburg ( Áðàííûé áîð ), Leipzig ( Ëèïåöê ),
Lübeck ( Ëþáå÷ ) , Dazig ( Ãäàíüñê ), Breslau ( Âðîöëàâ ) , Pommern (
Ïîìîðüå ) , die Havel ( Ãàâåëà ) , Dresden ( äðåçäàíå - ëþäè áîëîò) u.a.
Die slawische Bevölkerung wurde massenweise vernichtet, die Überbleibenden
wurden unterjocht und eingedeutscht. Auf slawischem Boden entstanden reiche
Klöster Grundbesitze geistlicher und weltlicher Feudalherren. Aus Sachsen,
Hessen, aus den Niederlanden und aus Burgunden strömten deutsche Ansiedler
herbei, angelockt vom fruchtbaren Boden und von Privilegien. Das hatte
seine Folgen in der Entstehung von Kolonialdialekten in den besetzten und
kolonisierten östlichen Gebieten. Hier entwickelten sich neue Dialekte der
deutschen Sprache, die sich von den altererbten Dialekten unterscheiden.
Die Eigenart der neuen Dialekte ist dadurch bedingt, daß die Ansiedler aus
verschiedenen Gegenden des Landes kamen, das führte zur Intergration der
Dialekte ( d.h. Mischung und Verschmelzung der Dialekte ). Auf dem
neugewonnenen Territorium entwickelten sich neue Dialekte:
Ostniederdeutsch und Ostmitteldeutsch.
Man gliedert die mhd. Territorialdialekte ( für das XIII - XIV Jh.
folgenderweise : )
I. Niederdeutsche Dialekte:
1. Niederfränkisch
2. Niedersächsisch
3. Ostniederdeutsch ( Meklenburgisch, Brandenburgisch ( Märkisch ),
Pommersch,
Preußisch )
II. Mitteldeutsche Dialekte :
1. Rheinfränkisch
2. Mittelfränkisch : Moselfränkisch, Ripuarisch
3. Hessisch
4. Ostmitteldeutsch : Meißnisch oder Obersächsisch, Thüringisch,
Schlesisch.
III. Oberdeutsche Dialekte :
1. Schwäbisch - Alemannisch
2. Bairisch - Österreichisch
3. Südfränkisch
4. Ostfränkisch
Für die Entwicklung der mhd. Dialekte sind zwei Tendenzen charakteristisch
: 1. die Tendenz zur Integration ( besonders im östlichen Sprachraum ), 2.
die Tendenz zur Differenzierung ( besonders im westlichen Sprachraum ). Die
Differenzierung führte zur Vertiefung zwischen den Dialekten. Beide
Tendenzen sind aufs engste mit den
- 11 -
Besonderheiten der gesellschaftlichen Entwicklung des hoch - und
spätmittelalterlichen Deutschland verbunden. Obwohl in Deutschland in
dieser Zeit eine rasche Entwicklung der Produktivkräfte vor sich ging,
zahlreiche Städte entstanden, Handel und Gewerbe aufblühten, blieb es (
Deutschland ) doch wirtschaftlich und politisch zersplittert ( über 300
Herzogtümer, Grafschaften u.a.m. ) und uneinig.
4. Die Existenzformen der Spache in der mhd. Zeit.
Die vorherrschende Existenzform der deutschen Sprache blieben auch in der
mhd. Zeit die Territorialdialekte.
Das Kennzeichen der mittelhochdeutschen Sprachperiode ist aber, daß sich
neben den Territorialdialekten neue Existenzformen der deutschen Sprache zu
entwickeln beginnen. Einen bedeutenden Anstoß dazu gibt das Aufblühen der
weltlichen Dichtung und die Entwicklung verschiedener Gattungen der Prosa.
Die Dichter der mhd. Zeit sind bestrebt, die auffälligsten Dialektismen,
die komisch wirken, zu vermeiden, aber ihre Sprache weist noch einen
großen Einfluß der heimatlichen Mundart des Verfassers auf.
Um die Mitte dieser Sprachperiode kommt auch ein erster Ansatz zu einer
gemeindeutschen Literatursprache auf. Es ist das sogenannte klassische
Mitteldeutsche, das sich Ende des XII Jh. in Verbindung mit der höfischen
Literatur Süd-und Mitteldeutschlands herausbildet und bis ins XIV Jh.
hinein fortlebt.
Thema VI
Frühneuhochdeutsch ( 1350 - 1650 )
Plan
1. Die zeitlichen Grenzen der fnhd. Periode.
2. Sprachliche Einigungstendenzen in der fnhd. Zeit
3. Die Verbreitung der Sprache Luthers in der fnhd. Zeit.
1. Die fnhd. Sprachperiode ist Übergangszeit vom mittelalterlichen Deutsch
zum eigentlichen neuzeutlichen Deutsch. Sie dauerte von etwa 1350 bis 1650.
Im Laufe dieser Periode wurden die ersten Voraussetzungen für die
Entwicklung der gemeindeutschen nationalen Literatursprache geschaffen.
In der fnhd. Zeit entwickelte sich eine reiche Literatur. Die
Herausbildung der regionalen ( landschaftlichen ) Literatursprachen ist das
Hauptkennzeichen der fnhd. Sprachperiode.
2. Sprachliche Einigungstendenzen in der fnhd. Zeit.
Bereits in der fnhd Zeit wirkten sprachliche Einigungstendenzen, die über
den Rahmen einzelner sprachlicher Landschaften hinausreichten. Eine davon
ist die Tendenz zur sog." Verhochdeutschung " aller Gattungen des
Schrifttums in Mittel - und Norddeutschland.
Im XIV -XV Jh. äußerte sich die andauernde Tendenz zur " Verhochdeutschung
" vornehmlich in der Verschmelzung mitteldeutscher und süddeutscher
Elemente in der ostmitteldeutschen Literatursprache, was sie zu einer
Ausgleichsprache gestaltete.
Die Einigungstendenzen kommen in der fnhd. Zeit auch darin zum Ausdruck,
daß sowohl das Gemeine Deutsch als auch das Ostmitteldeutsche sich über die
ursprünglichen Grenzen hinaus verbreiteten. Das Gemeine Deutsch ist die
südöstliche landschaftliche Variante der Literatursprache.
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Das Ostmitteldeutsche ist eine ostmitteldeutsche Variante der
Literatursprache, die
sich seit um XVII Jh. im meißnisch-obersächsischen Gebiet entwickelte. Das
Ostmitteldeutsche gewann bereits in der fnhd. Zeit den niederdeutschen und
einen Teil des westmitteldeutschen Sprachraums.
Im XVI Jh. nehmen die sprachlichen Einigungstendenzen den Charakter eines
bewuÿten Ringens um eine gemeindeutsche Sprache an. Die Entwicklung des
Nationalbewußtseins, der Drang nach politischer Einigung, nach
Konsolidierung der Nation, der die frühkapitalistische Epoche kennzeichnet,
ruft auch das Streben nach politischer Einigung und nach bewußter Pflege
der Muttersprache hervor, deren Wert und Würde nun erkannt und eifrig
unterstützt werden. Dieses Streben kommt auch in den Schriften und in der
gesamten Tätigkeit deutscher Humanisten zum Ausdruck.
Das wachsende Bedürfnis nach einer Einheitssprache ruft in dieser Zeit
auch den
Begriff " gemain teutsch " ins Leben. Ihn bringen in der II. Hälfte des
XV. Jh. besonders die größten süddeutschen Buchdruckereien von Augsburg,
Nürnberg, Straßburg in Umlauf. Unter diesem Begriff verstehen sie die
oberdeutsche Variante der Literatursprache, die sie gebrauchen.
Die Erfindung des Buchdruckes und die schnellen Fortschritte des
Buchdruckwesens und des Buchhandels fördern den sprachlichen Ausgleich. Die
Buchdrucker streben die Vereinheitlichung der Sprache und die Schreibung
an.
Einen starken Anstoß zur beginnenden Herausbildung der gemeindeutschen
Literatursprache gaben die Reformation und der Bauernkrieg in Deutschland (
1517-1525, 1524-1525 ). Der Kampf gegen die Großfeudalen und die päpstliche
Kirche erfaßte alle Klassen der Gesellschaft. Breite Volksmassen
beteiligten sich aktiv am ideoligischen Streit um religiös-politische
Probleme. Im Zusammenhang damit wurde die deutsche Sprache zum erstenmal
zur Sprache der Propaganda unter den breiten Volksmassen. Das ganze Land
wurde von religiös-politischen Pamphleten, Agitationsschriften, satirischen
Schriften, Aufrufen, politischen und agitorischen Flugschriften in Prosa,
Versen und in Form von Dialogen überflutet.
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Thema VIII
Das phonologische System der deutschen Sprache aus diachronischer Sicht.
Plan
I. Konsonantismus
1. Die II. oder althochdeutsche Lautverschiebung
2. Die Entwicklung der Phoneme [ ], [ z], [v ].
II. Vokalismus
1. Drei Arten des Vokalwandels ( der Ablaut, die Brechung, der Umlaut )
2. Die Abschwächung der unbetonten Vokale .
3. Die Diphtongierung und die Monophthongierung.
4. Die Dehnung und die Kürzung der Vokale.
I. Von den wichtigsten Wandlungen im phonologischen System der deutschen
Sprache in der historischen oder literarischen Zeit ( vom VIII -XX Jh.)
sind folgende zu nennen : die II. oder ahd. Lautverschiebung, der Umlaut,
die Abschwächung der unbetonten Vokale, die Diphtongierung, die
Monophthongierung und die Dehnung und die Kürzung der Vokale.
Die II. oder althochdeutsche Lautverschiebung betrifft zwei Gruppen von
Konsonanten : die germanischen p,t,k und die germanischen b,d,g
Die Umwandlung im Konsonantensystem der hochdeutschen
Territorialdialekten begann im V/VI Jh.u.Z. im Bairischen und Alemanischen
und erfaßte in der Folgezeit, zwischen 800 und 1200, auch das Fränkische.
In ihrer Ausbreitung nordwärts verlor sie allmählich an Intensität und
machte schließlich vor der Grenze des Niederdeutschen halt. Durch ihre
Abstufungen schuf sie sehr bedeutende lautliche Unterschiede zwischen den
einzelnen ahd Dialekten, die auch heute zu den wesentlichen
differenzierenden Merkmalen einzelner hochdeutscher Mundarten zählen.
Zugleich stellte die II.ahd Lautverschiebung alle hochdeutschen Mundarten
dem Niederdeutschen entgegen. Die II. Lautverschiebung prägt auch das
Konsonantensystem der deutschen Literatursprache.
Die germanischen stimmlosen Explosivlaute p,t,k wurden im Ahd. teilweise
oder vollständig spirantisiert, d.h. in Frikativlaute ( Spiranten ) oder
Affrikaten verschoben:
a) im In -und Auslaut des Wortes nach einem Vokal wurden die germanischen
p,t,k zu ff,33,hh verschoben:
as. opan ahd. offan, as.etan -ahd. e33an,as. ik -ahd.ih
b) im Anlaut, inlautend und auslautend nach einem Konsonanten sowie bei
Konsonantendehnung wurden die germ. p,t,k zu den Affrikaten pf, z, kch (ch)
verschoben:
as. tunga -ahd. zunga, as. pund- ahd. pfunt, as. appul -ahd apful, as. korn
-ahd(bair.) kchorn.
Die Verschiebung von k> k(ch) ist nur im Bairischen und Alemanischen
anzutreffen. Im Fränkischen bleibt k enthalten.
Die germanischen Explosivlaute b,d,g, die sich aus b,,g entwickelt
hatten, wurden im Ahd zu p,t,k verschoben:
as. drinkan -ahd. trinkan; as. burg ahd. bair. purc, as. geban -ahd.bair.
kepan.
Die Verschiebung von b,g zu p,k war nur dem Bairischen eigen. Nur die
Verschiebung von d zu t hat einen Teil des Fränkischen erfaßt.
Die Grenze zwischen dem Hochdeutschen und dem Niederdeutschen, wo die II.
Lautverschiebung haltgemacht hat, nennt man die Benrater Linie ( nach dem
Schloß
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Benrat bei Düsseldorf ). Diese Linie verläuft über drei große Städte an
drei großen Flüsse: Düsseldorf am Main, Magdeburg an der Elbe und Frankfurt
an der Oder.
Im VIII Jh. begann in den oberdeutschen Dialekten der Übergang des
germanischen stimmlosen interdentalen Frikativlautes Þ über die
Zwischenstufe ð zu d ;Þ.>ð.> d :
got. Þreis, as. thria, ae. Þrie - ahd. thrie, drie, dri "drei ".
got. Þata, as. that, ae. Þæt - ahd. tha3, dha3, da3 "das".
Im Fränkischen vollzieht sich der Übergang Þ > d im IX-XII Jh. Im XII-XIV
Jh. erfaßt er auch die niederdeutschen Dialekte. Deshalb wird der Übergang
Þ > d in die II. Lautverschiebung nicht eingeschlossen.
Das Althochdeutsche besaß kein [ ]. Die Entwicklung dieses Phonems
beginnt im XI Jh. aus der Konsonantenverbindung sk. Seit dieser Zeit
erscheint die Schreibung sch, die im XII Jh. allgemeine Verbindung bekommt.
:
ahd. skînan > mhd. schînan "scheinen ".
ahd. skôni > mhd. schæne "schön ".
Man nimmt an, daß der Laut k zuerst an das varausgehende s assimiliert
wurde und später mit ihm verschmolz: sk > sch > [ ] .
Seit dem XIII. Jh. wird [s ] zu [ ] im Wortanlaut vor l,m,n,w und nach
r. Für die Bezeichnung des [ ] wurde die bereits vorhandene Schreibung sch
benutzt :
ahd. slafan, mhd. slâfen > nhd. schlafen
smerza smerze Schmerz
sneo sne Schnee
swarz swarz schwarz
kirsa kirse Kirsche
Etwas später entwickelt sich das [ ] auch vor p,t, obwohl es in der
Schreibung unbezeichnet blieb :
ahd. spati, mhd. spæte > spät [ ]
starc starc stark
Um die Mitte des XIII Jh. wird s im Wortanlaut und im Inlaut vor Vokalen
stimmhaft : [ s] > [z], ohne daß diese Wandlung besonderen Ausdruck in der
Schreibung findet :
ahd. [ s] sin, mhd. sin > nhd. sein [ z]
lesan lesen lesen [z]
Ñòðàíèöû: 1, 2, 3, 4, 5
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